African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Frankfurter Allgemeine Zeitung   Samstag, 31. Mai 1975, Nr. 123 / Seite 7

„Vielrassige Partnerschaft“ in Südafrika?

Rösner irrt, wenn er schreibt, daß auch bei den Buren die Einsicht zu wachsen beginne, daß sich die „Homeland-Politik“ vermutlich überlebt habe. Sowohl unter den afrikaanssprachigen wie unter den anglophonen Weißen hat diese Politik heute wohl mehr Anhänger denn je zuvor. Diskutiert wird nicht das Ob, sondern nur das Wie dieser Politik. Der Streit geht einzig darum, ob diese „Heimatländer“ als die Armenhäuser der Republik, die sie heute sind, oder aber als wirtschaftlich und geographisch großzügig konsolidierte Territorien in die Unabhängigkeit entlassen werden sollen. Ferner ist unzutreffend, daß eigentlich nur der so profilierte Gatsha Buthelezi sich der heute noch so unaufrichtigen Politik Pretorias widersetzt. Denn außer Kaiser Mantanzima (Transkei), einer sehr schillernden Persönlichkeit, widersprechen heute alle Verantwortlichen der „Heimatländer“ dem Bestreben Pretorias diese Territorien in eine Scheinunabhängigkeit zu entlassen. Ihnen wie auch dem recht klein gewordenen Häuflein aufrechter weißer Liberaler schwebt wie wohl auch Rolf Seelmann-Eggebert in seinem Interview mit Premierminister orster in der F.A.Z. vom 21. Mai eine multirassische Föderation als Ausweg aus den unendlich komplexen Problemen Südafrikas vor. Dabei wird jedoch meines Erachtens übersehen, daß ein gewisser gemeinsamer Nenner, ohne den auch ein föderales Staatswesen nicht bestehen kann, den vier Bevölkerungsgruppen Südafrikas fehlt. Um hier nur ein Beispiel anzuführen: In Südafrika wie auch im übrigen Afrika hat sich seit 1960 bewahrheitet, was schon vor etwa 15 Jahren Julius K. Nyerere feststellte, nämlich daß das Demokratieverständnis des schwarzen Afrikaners grundverschieden von dem des Europäers (hier gleich weiße, gemischtrassige und indienstämmige Südafrikaner) sei. In diesem Zusammenhang mag auch der Hinweis angebracht sein, daß selbst die bis 1950 zugelassene KP Südafrikas nie wirklich eine integrierte politische Gemeinschaft darstellte; sie war immer ganz überwiegend die Partei weißer und indienstämmiger Südafrikaner.

So völlig unsinnig ein solcher Vorschlag unter Zugrundelegung wirtschaftlicher Gesichtspunkte auch sein mag, so spricht doch sehr viel dafür, einen Ausweg aus dem südafrikanischen Dilemma in der Aufteilung des Landes in einen größeren Staat der schwarzen Südafrikaner und einen kleineren der weißen, gemischtrassigen und indienstämmigen Südafrikaner zu suchen. Daß die westliche Welt für den letzteren eine Bestandsgarantie übernehmen muß, sollte sich von selbst verstehen.

Dr. Klaus Freiherr von der Ropp, Köln
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