African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Unverzichtbar

„afrika süd“ ist schlichtweg unverzichtbar! Denn selbst in der Zeit, da der heute regierende ANC sein hundertjähriges Beste-

38

hen feiert, gibt es kaum Berichte mit Substanz zu den große Besorgnis auslösenden Entwicklungen am Kap der nicht immer Guten Hoffnung. Das wird an den zentralen Redaktionen in Deutschland liegen, die anderen, teils banalen Nachrichten Vorrang einräumen. Auch dominiert bei den meisten Institutionen, die zuvor Apartheid bekämpften oder, wo etwa die CSU eine Art Apartheid mit menschlichem Antlitz anstrebte, eine opportunistische Grundhaltung. So wird alles Problematische verschwiegen. Hier findet sich eine skurrile Allianz aus EKD, Afrika-Verein, der Deutschen Botschaft in Pretoria, der Hanns-Seidel-Stiftung und eigentlich allen Fraktionen des Deutschen Bundestages, also auch der der sonst so diskussionsfreudigen Sozialdemokraten.

Bis zum Machtwechsel vom Mai 1994 war Apartheid für alle deutschen Medien ein Spitzenthema. Seit Anfang der 90er Jahre gefiel sich die mehr oder weniger komplette Elite der deutschen Staatsrechtler in dem abstrusen Bemühen, dem neuen Südafrika die Übernahme des zunächst in Deutschland-West und später in Gesamtdeutschland hoch bewährten Grundgesetzes sowie des politischen und juristischen Unterfutters zu „verkaufen“. Niemand warf die Frage auf, ob das in einem völlig anderen Kulturraum funktionieren könne. Zuvor hatte niemand in Deutschland-West die Frage gestellt, was in dem bis auf die Grundfesten zerrissenen Südafrika die Apartheid-Verfassung ablösen könne. Leider schwieg damals auch „afrika süd“. Allerdings hat die Zeitschrift in der Folgezeit nie gezögert, die immensen Probleme hin zur Demokratie und die daraus resultierende Bedrohung alles Erreichten aufzudecken. Dass gerade auch dort, wo es Herausgeber, Redakteure und externe Autoren schmerzt! Hut ab vor so viel intellektueller Ehrlichkeit!

„afrika süd“ bricht damit ein Tabu und ist damit dem neuen Südafrika eine wirkliche Hilfe! Eine der leider sehr(!) seltenen Ausnahmen! Denn in Deutschland dominieren hier wirklich die mit auffallender Kreativität von Hans-Dietrich Genscher Mitte der 70er Jahre entwickelten Platituden.

Damals war Bundeskanzler Helmut Schmidt mit viel Erfolg sein eigener Außenminister. Schon weil ihn die Beschäftigung mit Sub-Sahara-Afrika langweilte, machte er Genscher zum Afrika-Beauftragten der Bundesregierung. Seine Sicht eines unvorstellbar anspruchsvollen Transformationsprozesses behielt letzterer nach Abschluss seiner außenpolitischen Lehrjahre (ca. 1979) und über den Wechsel des Koalitionsparcours hinaus bei. Sie lebt bis heute fort und ist bei Außenminister Guido Westerwelle in guten Händen.

Zum Abschluss, dies in Anknüpfung an meine Beiträge in „afrika süd“, die Anregung, die Zeitschrift möge sich mit all ihrem Sachwissen auch mit Fragen einer Restabilisierung Südafrikas befassen. Sollte die Kap-Republik in den nächsten Jahren implodieren, so wird das die gesamte SADC-Region schwer treffen. Angesichts der verbreiteten Erbärmlichkeit der Südafrika-Diskussion in den weitaus meisten anderen Medien ist offenbar nur „afrika süd“ in der Lage, hier für Abhilfe zu sorgen.

Klaus Frhr. von der Ropp, Potsdam
39