African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Simplifizierung?

Klaus von der Ropp schreibt uns zum Bericht über die Pressekonferenz mit Gonville ffrench-Beytagh in ah 3/73:

Jeder Teilnehmer der Pressekonferenz vom 21. März 1973 mit Dean Gonville ffrench-Beytagh wird sich beim Lesen Ihres Berichtes über die Veranstaltung die Frage stellen, weshalb diese Berichterstattung in einigen, auch nach Meinung des Deans, sehr wichtigen Fragen, um das Mindeste zu sagen, ausgesprochen lückenhaft ist.

Gonville ffrench-Beytagh wurde u. a. die Frage gestellt, ob er eine für alle vier Bevölkerungsgruppen Südafrikas akzeptable Alternative zu der heute praktizierten, ohne jeden Zweifel unmoralischen und gewiß nicht auf einen gerechten Ausgleich bedachten Rassenpolitik Südafrikas sähe. ffrench-Beytagh meinte zunächst, daß die „Progressive Party“, die bekanntlich für einen an Ausbildungs- und Vermögenskriterien orientierten, graduellen Integrationsprozeß eintritt, diese Alternative darstelle. Gleich anschließend machte er jedoch sehr gewichtige Einschränkungen, als er sich vehement gegen die Rolle militanter schwarzer Nationalisten, darunter des „Pan Africanist Congress of Azania“, aussprach. In diesem Zusammenhang erscheinen auch die Bemerkungen ffrench-Beytaghs zum Abbruch der Kontakte zwischen der (weißen) radikal-kritischen Studentenorganisation NUSAS (National Union of South African Students) und ihrem früheren (schwarzen) Gesprächspartner SASO (South African Students' Organisation) von großer Bedeutung. Der Dean führte hier sinngemäß aus, daß SASO kein Interesse mehr an Kontakten selbst zu solchen (weißen) Organisationen habe, die, für südafrikanische Verhältnisse, einen extrem liberalen Kurs verfolgen. Nach ffrench-Beytagh ist diese Haltung auch für die Spaltung des in kaum zu überbietender Opposition zur derzeitigen Rassenpolitik Pretorias stehenden „Christiain University Movement“ in eine schwarze und eine weiße Gruppe verantwortlich. Resignierend, stellte ffrench-Beytagh fest, die von ihm genannte Alternative sei vielleicht „nur im Himmel, nicht aber in Südafrika zu verwirklichen“.

Gleichfalls wird von Ihrer Berichterstatterin nicht mit einem einzigen Wort erwähnt, daß, nach ffrench-Beytagh, die indienstämmigen Südafrikaner (3 v. H. der Gesamtbevölkerung) nicht zuletzt unter dem Eindruck des Exodus der Inder aus Uganda (und den anderen Ländern Ostafrikas) in dem heutigen System das für sie geringere Übel im Vergleich mit der sich nach einem radikalen Machtwechsel bietenden Situation sehen. Unerwähnt bleibt in Ihrem Bericht auch, daß der Dean zwar bestätigte, daß es vor allem unter den Intellektuellen der „Coloureds“ (10 v. H. der Gesamtbevölkerung) starke Bestrebungen gebe, sich von den Weißen abzusetzen, daß diese Entwicklung aber nicht zur Bildung einer gemeinsamen Front mit den schwarzen Südafrikanern führen werde.

Aus absolut unerfindlichen Gründen geht Ihr Bericht schließlich überhaupt nicht auf die wahre laudatio ein, die ffrench-Beytagh auf Gatsha Buthelezi hielt. Hier führte der Dean u. a. aus, daß sich ausländische Staaten und Organisationen in ihrem Verhalten gegenüber der Republik Südafrika ganz durch das leiten lassen sollten, was Buthelezi propagiere. Ausdrücklich nannte er in diesem Zusammenhang auch die Aufforderung Buthelezis an die westliche Welt, die Entwicklung der „Bantu-Heimatländer“ durch Gewährung von Hilfsmaßnahmen der üblichen Art zu fördern.

Wem glauben Sie dadurch zu dienen, daß Sie die Probleme Südafrikas wieder einmal dadurch simplifizieren, daß Sie viele der Ausführungen ffrench-Beytaghs schlicht unterschlagen? Den Südafrikanern aller Bevölkerungsgruppen, denen sich Dean ffrench-Beytagh und seine Freunde moralisch und politisch nahe wissen, fallen Sie jedenfalls in den Rücken.

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