African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Frankfurter Allgemeine Zeitung   Samstag, 27. Juli 1974, Nr. 171 / Seite 7

Gewalt in Südafrika hilft nicht weiter

Der F.A.Z. gebührt viel Dank für den kritischen Bericht Karl-Alfred Odins zu dem Anti-Rassismus-Programm des Weltkirchenrates (F.A.Z. vom 20. Juli). Vielleicht lassen sich ihm, aus südafrikanischer Perspektive, noch einige Aspekte hinzufügen:

Daß im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben Süd- und Südwestafrikas vieles unhaltbar ist, daß die derzeitige Version der Politik der getrennten Entwicklung zutiefst unaufrichtig ist, sollte keiner Diskussion bedürfen. Unbestritten sollte aber auch sein, daß die arg simplifizierende Betrachtungsweise des Weltkirchenrates überhaupt nicht der alles entscheidenden Frage gerecht wird, ob, auch unter Zugrundelegung der im schwarzen Afrika seit 1960 gemachten Erfahrungen, eine nach denn Prinzip „one man one vote“ organisierte, integrierte Gesellschaftsordnung in der Republik Südafrika einschließlich Südwestafrika zu realisieren ist.

Von großer Bedeutung für die bevorstehenden Debatten des Ökumenischen Rates im August in Berlin sollte sein, daß gerade hervorragende und kompromißlose Kritiker des heutigen südafrikanischen Systems in Südafrika, wie etwa die Mitarbeiter des Christian Institute of Southern Africa um Pastor Dr. Beyers Naudé, die Mitarbeiter des South African Institute of Race Relations um Fred van Wyck, der schwarze Bischof A. Zulu, der weiße Erzbischof Denis Hurley, der gemischtrassige Präses Dr. de Vries sich ganz eindeutig gegen das Anti-Rassismus-Programm des Weltkirchenrates, gegen die Unterstützung von Gewalt zur Änderung der Herrschaftsverhältnisse in Südafrika ausgesprochen haben. Neben einer großen Zahl anderer Erwägungen mag sie zu dieser Haltung die bei Außenstehenden häufig nicht vorhandene Einsicht in die Folgen einer bewaffneten Auseinandersetzung um und in Süd- und Südwestafrika geführt haben.

Denn außer den zahlreichen Opfern unter dem weißen, dem gemischtrassigen (also überwiegend euromalaischen) und dem indienstämmigen Teil der Bevölkerung wären, nach langwierigen kriegerischen Auseinandersetzungen, Millionen von Opfern unter dem schwarzen Teil der Bevölkerung, um deren Befreiung es dem Weltkirchenrat doch in erster Linie geht, zu beklagen. So wird verständlich, daß die Südafrikaner Beyers Naudé und Fred van Wyck das so begrüßenswerte Alternativprogramm der EKD ganz maßgeblich mitgeprägt haben. Daß sie und ihre Freunde weiter uneingeschränkt zu der Haltung der EKD stehen, sollte diese veranlassen, ihre ausgewogene Einstellung beizubehalten. Staat und Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland sollten sie dabei nach besten Kräften unterstützen, indem sie das Ihre dazu beitragen, einen gerechten Ausgleich zwischen den Interessen der vier südafrikanischen Bevölkerungsgruppen zu erwirken. Dies um so mehr, als herausragende politische Repräsentanten der schwarzen Südafrikaner wie Cedric Phatudi, Huddy Ntsanwisi, Lucas Mangope und vor allem Gatsha Buthelezi die bereits vorhandenen Ansätze einer solchen Südafrika-Politik der Bundesrepublik sehr begrüßen.

Dr. Klaus Freiherr von der Ropp, Köln
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