African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Seite 6 / Mittwoch, 5. November 1975, Nr. 257   Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die deutsche Südafrika-Politik

Der Kommentar von Klaus Natorp zum Thema „Südafrika und wir“ in der F.A.Z. vom 17. Oktober verdient uneingeschränkte Zustimmung. Zu Recht prangert er die gegenwärtige innere Ordnung Südafrikas als unaufrichtig an und meint, daß sie zum Bürgerkrieg führen werde. In der Tat hat sich in Südafrika in den vergangenen 18 Monaten manches zum Positiven hin gewandelt. Viel mehr der bisherigen Innenpolitik besteht jedoch unverändert fort: die sogenannten Bantu-Heimatländer stellen sich nach wie vor als geographisch hoffnungslos zerrissene, extrem unterentwickelte und übervölkerte Territorien dar. Sie sind nach wie vor die Armenhäuser innerhalb ei-nes der rohstoffreichsten Länder der Erde, innerhalb des wirtschaftlich höchstentwickelten Staates Afrikas. Sie werden unter den gegebenen Umständen nie lebensfähig sein. Und jene 9 Millionen schwarzen Südafrikaner, die im „weißen“ Teil der Republik leben, sind nicht nur wie seit eh und je großenteils von ihren Familien getrennt, sondern weiterhin in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schwimmbädern, in Hotels, in Gaststätten Diskriminierungen ausgesetzt. Es stimmt einfach nicht, daß, wie Generalkonsul a. D. A. Pickert in seiner Leserzuschrift vom 27. Oktober schreibt, die „petty apartheid“ praktisch verschwunden sei. Der Détente nach außen ist nie eine innersüdafrikanische Détente gefolgt.

Zu Recht beklagt Natorp die weitgehende politische Passivität unseres Landes angesichts eines gefährlichen Konfliktes. Dabei bieten sich Deutschland vielleicht bessere Chancen als irgendeinem anderen Land, in Südafrika zwischen schwarzen, braunen und weißen Südafrikanern zu vermitteln. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß ein Einschwenken auf die oberflächlichen und nicht brauchbaren Vorstellungen der UN von einer Lösung der südafrikanischen Konflikte die Unterstützung für einen Kurs bedeuten würde, der gleichfalls zum Krieg und zur totalen Zerstörung Südafrikas und der umliegenden Staaten führen muß.

Dr. Klaus Freiherr von der Ropp, Bonn
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