African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Frankfurter Allgemeine Zeitung   Montag, 22. März 1976, Nr. 69 / Seite 7

Die deutsch-südafrikanischen Beziehungen

Der Leitartikel von Klaus Natorp zum Thema „Wie weiter in Südafrika?“ (F.A.Z. vom 11. März) ergänzt aufs beste seinen Artikel vom 17. Oktober 1975 „Südafrika und wir“. Mit Natorp wird man nur in der geographischen Aufteilung Südafrikas in einen Staat der schwarzen Südafrikaner sowie einen kleineren Staat der weißen, gemischtrassigen und indienstämmigen Afrikaner einen Ausweg aus dem südafrikanischen Dilemma sehen können. Es ist in der Tat zu befürchten, daß die einzige Alternative zu dieser natürlich schmerzlichen und nur unter ungeheuren Opfern zu verwirklichenden Lösung in Jahrzehnten des Bürgerkrieges und eines sich anschließenden internationalen Krieges im südlichen Afrika zu sehen ist.

In dem erwähnten früheren Leitarti-kel beklagt Natorp mit Recht, daß die Bundesrepublik Deutschland das Drama in der Republik Südafrika passiv miterlebe, statt, im engsten Benehmen vor allem mit unseren Verbündeten in den Europäischen Gemeinschaften, sich aktiv an der Lösung dieses so gefährlichen Konfliktes zu beteiligen. Bei allem Verständnis für die deutsche Kritik an der absolut unhaltbaren gegenwärtigen Version der sogenannten Politik der getrennten Entwicklung Pretorias ist doch die Frage zu stellen, ob Bonn, wie übrigens auch alle seine Verbündeten, nicht dadurch, daß es sich im Rahmen der Vereinten Nationen an der Ächtung der südafrikanischen Rassenpolitik beteiligt, ohne zugleich eine für alle vier Gruppen der südafrikanischen Bevölkerung akzeptable Alternative anzubieten, zur Entstehung einer Atmosphäre beiträgt, die die Erarbeitung einer auf innersüdafrikanischen Ausgleich gerichteten Lösung politisch nicht mehr zuläßt. Diese Politik mag allen möglichen Gesichtspunkten Rechnung tragen, eines aber tut sie gewiß nicht: sie trägt nicht zur Lösung der Probleme in und um Südafrika bei. Denn die Unterstützung der OAU/UN-Formel von „One man one vote“ innerhalb eines Staates läuft doch auf die an die drei südafrikanischen Minderheiten gerichtete Aufforderung zur Selbstaufgabe hinaus.

Noch gibt es in der Republik Südafrika mit dem nach wie vor überragenden Gatsha Buthelezi an der Spitze schwarze Verantwortliche, die bereit sind, mit Pretoria über eine geographische Aufteilung der Republik zu sprechen. Sie zu stützen, ihnen zum Durchbruch zu verhelfen, muß das wesentlichste Element unserer neuformulierten Südafrika-Politik sein. Denn die Fortsetzung unseres bisherigen Kurses bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit die Hinnahme der Zerstörung Afrikas vom Kap bis zum Äquator.

Dr. Klaus Freiherr von der Ropp, Bonn
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