African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Bonn und die „Bantu-Heimatländer“ Südafrikas

In dankenswerter Weise hat die F.A.Z. verschiedentlich auf das Auftauchen einer neuen schwarzen Führungselite in der Republik Südafrika hingewiesen. In diesem Zusammenhang erscheinen einige Bemerkungen von Bedeutung, die die Verantwortlichen in Deutschland veranlassen sollten, unser Verhältnis zu den „Bantu-Heimatländern“ Südafrikas zu überdenken.

Hervorragendster Vertreter einer neuen politischen Elite ist der Chief Minister des Zululandes, M. G. Buthelezi. Als Sympathisant der inzwischen zur Selbstauflösung gezwungenen Liberal Party, als ein Politiker, der nach wie vor über gute Beziehungen zu der Progressive Party Helen Suzmans verfügt, als enger Freund Alan Patons war Buthelezi immer ein exponierter Gegner der Apartheid. Daß er seine Auffassung auch nach der Übernahme seines derzeitigen Amtes beibehalten hat, wurde spätestens dann klar, als er, während einer Kundgebung in Soweto darauf angesprochen, ob sich ein unabhängiges Zululand unter seiner politischen Führung gegen die Weißen Südafrikas gerichteten „petty“ Apartheid verschreiben werde, antwortete, ein Übel sei nicht durch die Einführung eines weiteren zu beseitigen, Rassismus nicht durch Rassismus auszumerzen. Nur so wird verständlich, daß das offizielle Organ des African National Congress (on South Africa) ihn „a man of the people“ nennt. In ihm eine Marionette der Weißen zu sehen, blieb das Privileg des „Neuen Deutschlands“.

Wenn Buthelezi und seine Mitstreiter heute bereit sind, durch die Übernahme offizieller Funktionen in den „Bantu-Heimatländern“ mit Pretoria zusammenzuarbeiten, so einzig aus der Erkenntnis heraus, daß sie weder über die erforderlichen Eigenmittel noch über zu allem entschlossene Verbündete verfügen, um die gegenwärtigen Herrschaftsstrukturen in Südafrika gewaltsam zu beseitigen. Unter wohl nur temporärer Aufgabe des Traumes von einem südafrikanischen Einheitsstaat unter schwarzer Führung suchen sie das gegenwärtige System so zu modifizieren, daß die schwarzen Südafrikaner das nach ihm maximal Erreichbare auch tatsächlich erlangen. Die neue schwarze Elite fordert so die absolut notwendige geographische und wirtschaftliche Konsolidierung der „Bantu-Heimatländer“, bis heute die Armenhäuser der Republik, ferner die Abschaffung zumindest der groteskesten und hanebüchensten Auswüchse jenes unseligen Konzepts der „petty“ Apartheid.

Vor diesem Hintergrund ist es unerfindlich, weshalb die Bitten Buthelezis um bundesdeutsche Entwicklungshilfe zugunsten der „Bantu-Heimatländer“ hierzulande bisher kein Echo gefunden haben. Durch eine solche Politik würde die Bundesrepublik Deutschland nicht zu einer Perpetuierung des gegenwärtigen untragbaren Zustandes beitragen. Vielmehr würde gerade durch die Schaffung von Arbeitsplätzen in den „schwarzen Gebieten“ Südafrikas eine Reihe jener Ungerechtigkeiten beseitigt werden, die heute das Leben der Nichtweißen in den „weißen Gebieten“ kennzeichnen. Conditio sine qua non einer solchen Entwicklungspolitik ist allerdings, daß über sie nicht nur mit der Regierung in Pretoria, sondern vornehmlich mit den „schwarzen Behörden“ in Mahlabatini, und Umtata verhandelt wird. Trotz der großen Unterschiede der Ausgangslage bietet sich hier als Vorbild Kenia an, bei dessen wirtschaftlicher Erschließung die Bundesrepublik Deutschland bereits vor Erlangen der Unabhängigkeit mitwirkte. Auch erscheint es keinesfalls als ausgeschlossen, daß die südafrikanischen Behörden, wie seinerzeit Großbritannien. einer solchen Politik zustimmen würden. Jedenfalls sollten unbedingt Versuche in der von Buthelezi geforderten Richtung unternommen werden.

Dr. Klaus Freiherr von der Ropp, Köln
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