African Questions

Publications of Dr. Klaus Frhr. von der Ropp

Political Observer and Consultant on Southern African Issues

Zum Tod von Breyten Breytenbach

In November 2024 verstarb in Paris, seinem abermaligen Exil, meiner Ehefrau und mein lieber Freund, der Schriftsteller, Maler, Freiheitskämpfer und politische Häftling Breyten Breytenbach. Vor Jahren bereits hatte er mir gesagt, dass ihn jetzt mit Südafrika, für dessen Befreiung vom weißen Rassismus er in Pretoria für sieben Jahre inhaftiert wurde, nichts mehr verbinde. Weltweit wurden ihm, dem todesmutigen Kämpfer wider die in 350 Jahren (!) entstandene, seit 1948 Apartheid genannte rassistische Ordnung seines Landes ehrende Nachrufe gewidmet.

afrika süd Titelblatt März/April 2023Jedoch führten diese Nachrufe, soweit ich das überblicke, ihre Leser allesamt in die Irre. Ganz besonders gilt das für den in der FAZ vom 26. November 2024 erschienen. Er könnte vom Bonner Auswärtigen Amt unter H.D. Genscher verfasst worden sein! Denn nicht mit einem Wort erwähnt dessen Verfasser den von Breyten vorausgesagten Niedergang, vielleicht Untergang des Post-Apartheid-Südafrikas. So wird u.a. die düstere Bestandsaufnahme, die Breyten im Dezember 2008 in Harper´s Magazine schlicht ignoriert. Auch die durch massive Korruption, Plünderung und allgemeine Schlamperei ausgelöste Zerstörung der Infrastruktur, von Breyten stets angeprangert, wird übersehen. Schließlich hat er vorausgesehen, was afrika süd, mit seinem Titelblatt der Ausgabe von März/April 2023 trefflich ausdrückte: zwei schwarze Hausangestellte vor einer der üblich Blechhütten mit der Bildunterschrift „From Democracy to Disaster“ und dem Datum der ersten demokratischen Wahlen. Auch der Verfasser des FAZ Nachrufs kann eben nicht zugeben, dass es schlicht unsinnig war, entgegen den Warnungen von u.a. Breyten, einer Region, die nie eine demokratische und rechtstaatliche Kultur kannte, eine demokratische Verfassung zu „verpassen“.

Breyten Breytenbach und Klaus Freiherr von der Ropp (1989)
Breyten Breytenbach und Klaus Frhr. von der Ropp (1989)

Ich lernte Breyten wirklich kennen, als wir beide im Juli 1987 in Dakar/Senegal Mitglieder der von unserem Freund Van Zyl Slabbert geführten Delegation überwiegend weißer afrikaanssprachiger Dissidenten waren. Sie diskutierte bekanntlich mit Spitzenvertretern der damals am Kap noch verbotenen ANC/SACP Allianz die Zukunft von ihrer aller Land. Seither verbindet uns eine enge Freundschaft. So weiß ich, dass Breyten mit dem großen Denker Egon Bahr (DAS 10.07.1977, S. 8) für Südafrika nach einem „bisher unbekannten Modell des gleichberechtigten Zusammenlebens mit besonderem Schutz für Minderheiten“ suchte. Voll unterstütze Breyten auch die These des afrikaerfahrenen Otto Graf Lambsdorff, der stets forderte, die Verfassung des künftigen Südafrikas müsse auch die machtpolitische Absicherung des Existenzrechts der nicht-schwarzen Minderheiten enthalten. Nur so könne, so allerdings vergeblich, auch Breyten, das schwarze Südafrika vom Joch des Rassismus befreit und zugleich der Fortbestand seines Afrikaanervolks, insbesondere von dessen Sprache, sichergestellt werden.

(Dr. Klaus Frhr. von der Ropp, Potsdam)